Samstag, 6. und Sonntag, 7. Dezember 2025
FEMINIST PERSPECTIVES OF DISABILITY
Nothing About Us Without Us
FEMINIST PERSPECTIVES findet bereits zum vierten Mal statt und hat sich in Wien als wichtiges Forum für feministische Filmkultur etabliert. Das Festival, veranstaltet von dieRegisseur*innen, bringt internationale und lokale Perspektiven zusammen und schafft Räume für die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitisch relevanten Themen.
Die diesjährige Ausgabe widmet sich Disability Studies, Crip Culture und inklusiver Filmpraxis. Unter dem Leitsatz „Nothing about us without us" – der zentralen Forderung der internationalen Behindertenbewegung – stehen Filmemacher*innen mit Behinderungen im Zentrum: als Protagonist*innen, als Künstler*innen, als Theoretiker*innen und als Aktivist*innen. Das Festival versteht Behinderung nicht als Defizit, sondern als kreative Ressource, als produktive ästhetische Praxis und als politisches Terrain.
FEMINIST PERSPECTIVES 2025 versammelt internationale Filmarbeiten, die neue Perspektiven auf Körper, Wahrnehmung, Kommunikation und Zugehörigkeit eröffnen. Die Filme entstammen inklusiven Produktionsprozessen, wurden von behinderten Filmemacher*innen selbst gestaltet oder entwickeln innovative Formen der Zugänglichkeit. Sie machen sichtbar, wie Ableismus – die Diskriminierung behinderter Menschen – sich alltäglich manifestiert: in Blicken, in Sprache, in räumlichen Designs, in Annahmen darüber, wer als „normal" gilt und wessen Leben als lebenswert erachtet wird.
Alle Veranstaltungen werden möglichst inklusiv und barrierefrei gestaltet. Die Räumlichkeiten des mumok Kinos sind für Publikum und Gäste barrierefrei zugänglich.
dieRegisseur*innen ist eine feministische und solidarische Kooperative von rund 120 Filmemacher*innen mit Arbeitsbasis in Österreich, die alle kreativen Formen des Filmschaffens vertreten. Als starke filmpolitische Stimme mit egalitärer, transparenter und inklusiver Struktur setzt sich der Verband für diverse künstlerische Ansätze, unterschiedliche soziale Milieus sowie die Vielfalt an Erzählperspektiven ein, die unsere Gesellschaft ausmacht.
Das Programm erforscht zentrale Fragen der Normkritik: Wer entscheidet, was als normal gilt? Wie werden Menschen durch die Konstruktion von „Normalität" unsichtbar gemacht? Welche Barrieren – architektonische, sprachliche, soziale, epistemische – müssen behinderte Menschen täglich navigieren? Und wie können diese Strukturen nicht durch individuelle Anpassung, sondern durch kollektive Veränderung abgebaut werden?
Ein besonderer Fokus liegt auf inklusiver Filmpraxis und Disability Aesthetics. Die gezeigten Arbeiten demonstrieren, dass Barrierefreiheit keine Einschränkung künstlerischer Freiheit ist, sondern deren Voraussetzung. Sie zeigen, dass Access – Zugänglichkeit – nicht nachträglich hinzugefügt werden muss, sondern als kreatives Prinzip von Anfang an mitgedacht werden kann. Untertitel werden zu narrativen Elementen, Audiodeskription zu poetischen Akten, alternative Navigationsmethoden zu kollektiven Performances.
Das Festival macht auch die Vielfalt behinderter Menschen sichtbar: von D/ tauben Aktivist*innen, die zwischen Welten navigieren, über autistische Menschen, die sich gegen das erschöpfende „Masking" wehren, bis zu Menschen mit seltenen Behinderungen, die nach Community suchen. Es zeigt Menschen mit ME/CFS, die in abgedunkelten Räumen verschwinden müssen, Rollstuhlnutzer*innen, die ihre Sexualität selbstbestimmt leben wollen, und Menschen mit dissoziativer Identitätsstörung, die nicht „geheilt" werden wollen, sondern „thriven" – aufblühen.
Intersektionalität durchzieht das gesamte Programm: Die Filme machen deutlich, dass Behinderung nie isoliert existiert, sondern sich mit anderen Formen der Diskriminierung – Sexismus, Rassismus, Queerphobie, Klassismus – verschränkt. Sie zeigen Schwarze, nicht-binäre, behinderte Performance-Künstler*innen, queere Crip-Utopien, venezolanische Liebesgeschichten, koreanisch-amerikanische Familienkonstellationen.
Das Festival positioniert sich explizit politisch: Es geht nicht darum zu zeigen, dass behinderte Menschen „auch" lieben, arbeiten, Kunst machen können – als wäre das eine Ausnahme. Es geht darum anzuerkennen, dass diese Selbstverständlichkeiten systematisch verweigert werden, und den Kampf um ihre Anerkennung sichtbar zu machen. Die Filme sind Manifeste und Einladungen: Sie fordern strukturelle Veränderungen in der Filmbranche und zeigen konkret, wie diese aussehen können.
Zwei Panels vertiefen die im Filmprogramm aufgeworfenen Fragen: Ein Panel widmet sich Ableismus im Kulturbetrieb, medialer Repräsentation und strukturellen Barrieren an Hochschulen und Universitäten. Ein weiteres Panel diskutiert Fragen der Normkonstruktion, Community-Bildung, Solidarität und radikaler Selbstliebe als politischen Akt.
FEMINIST PERSPECTIVES 2025 leistet einen Beitrag zur Entwicklung einer post-ableistischen Filmästhetik und Wahrnehmung. Das Festival versteht sich als Ort der Solidarität, des Lernens und der Transformation. Es lädt ein, gewohnte Blicke zu hinterfragen, neue Formen der Wahrnehmung zu entwickeln und gemeinsam an einer Welt zu arbeiten, in der Vielfalt nicht nur toleriert, sondern gefeiert wird.
Der Eintritt zur der Veranstaltung und zum Screening ist frei, benötigt wird lediglich die Online-Anmeldung für ein Ticket. Registrieren Sie sich bitte für jene Slots, an denen Sie persönlich teilnehmen können. Das Ticket können Sie an der Kassa gegen ein Bändchen tauschen, das an dem Tag auch den kostenlosen Eintritt in alle Ausstellungen des mumok ermöglicht.
Die Organisatorinnen möchten mit dem freien Eintritt eine niederschwellige Teilnahme am Programm ermöglichen, bitten jedoch um eine freiwillige Spende für den organisatorischen Aufwand. Eine Spendenbox wird im mumok kino aufgestellt.