Die Welt von morgen wird eine weitere Gegenwart gewesen sein greift Momente aus der mumok Sammlung der Klassischen Moderne auf, die ihre Wirkungsgeschichte bis herauf in die Gegenwart haben – jenseits von Chronologie und Stilgeschichte, jenseits vermeintlich geradliniger Erzählungen. Wer, wenn nicht die Künstler*innen einer Sammlung des 20. und 21. Jahrhunderts wie der des mumok, zu welcher Zeit sie auch immer aktiv gewesen sein mögen, verstünde mehr von einer solchen Form des nichtlinearen Denkens? Ein Denken in gleichzeitigen Rück- und Vorgriffen, ein Denken in miteinander auf verschiedenartige Weise verwobenen Erzählsträngen und -partikeln. Eines, das sich seiner selbst, seiner eigenen Kunstgeschichtlichkeit bewusst ist und von Zweifel und Kritik gegenüber konventionellen Wahrheits- und Wissensregimen getragen wird. Aus gegenwärtigen Blickwinkeln präsentiert die Ausstellung künstlerische Handlungsfelder als Entwurf für zirkulär gedachte Zeitlichkeiten: als noch nicht entwickeltes Potenzial, als Übung in vernetztem Denken, als eine unabgeschlossene Folge von Ereignissen ohne Anfang und Ende.
In Die Welt von morgen wird eine weitere Gegenwart gewesen sein sind fünf raumgreifende Installationen zu sehen. Fünf Ausstellungen in einer Ausstellung, die durch das gemeinsame Interesse der beteiligten Künstler*innen an Fragen der Zeit miteinander verbunden sind. Nikita Kadan, Barbara Kapusta, Frida Orupabo, Lisl Ponger und Anita Witek wurden eingeladen, Werke der Klassischen Moderne aus der mumok Sammlung auszuwählen und mit diesen in Dialog zu treten. Ausgehend von eigenen Kunstwerken, die bereits Teil der Sammlungsbestände sind, sowie ergänzt um Werke, die die Künstler*innen für den konkreten Anlass angefertigt oder neu kontextualisiert haben, reihen sich die Zeitgenoss*innen nicht nur in die Geschichte des Hauses ein, sondern, über ihre Selbstverortung in der Kunstgeschichte, ebenso in einen Diskurs der Gegenwartskunst. Aktuelle künstlerische Fragen treffen auf historische Varianten ihrer selbst. Fragen, die sich von einem aus heutiger Sicht gewesenen Jetzt, der Vergangenheit, in eine noch nicht vollendete Zukunft richten. Ist das etwa die Gegenwart?
Kuratiert von Franz Thalmair
in Zusammenarbeit mit Nikita Kadan, Barbara Kapusta, Frida Orupabo, Lisl Ponger und Anita Witek
Ausstellungsgestaltung: Studio Kehrer
Künstler*innen:
Alexander Archipenko, Hans Arp, Giacomo Balla, Willi Baumeister, Rudolf Belling, Hans Bellmer, Herbert Bayer, Karl Blossfeldt, Louise Bourgeois, Constantin Brâncuşi, Victor Brauner, André Derain, Friedl Dicker-Brandeis, Marcel Duchamp, Raymond Duchamp Villon, Max Ernst, Alberto Giacometti, Julio González, Juan Gris, George Grosz, Albert Paris Gütersloh, Raoul Hausmann, Florence Henri, Johannes Itten, Nikita Kadan, Barbara Kapusta, Friedrich Kiesler, Ernst Ludwig Kirchner, Henri Laurens, Fernand Léger, René Magritte, Kasimir Malewitsch, André Masson, Wladimir W. Majakowski, László Moholy-Nagy, František Música, Frida Orupabo, Alicia Penalba, Antoine Pevsner, Franz Pomassl, Lisl Ponger, Man Ray, Germaine Richier, Alexander Michailowitsch Rodtschenko, August Sander, Oskar Schlemmer, Karl Schmidt-Rottluff, Victor Servranckx, Edward J. Steichen, Alexander Stern, Nikola Vučo, Anita Witek, Fritz Wotruba, Ossip Zadkine