Alighiero Boettis La Mappa del Mondo zeigt eine Weltkarte, auf der die Territorien der einzelnen Länder der Erde in den Farben der jeweiligen Nationalfarben dargestellt sind. Zwischen 1971 und 1989 entstanden insgesamt mehr als 150 dieser bestickten Karten. Der italienische Künstler zeichnete dabei selbst nur die Umrisse der Länder vor und gab die Karten zur Ausarbeitung anschließend in die Hände von Stickerinnen in Afghanistan. Auch Boetti selbst hielt sich während der 1970er-Jahre regelmäßig dort auf und betrieb zwischen 1971 und 1977 in Kabul zusammen mit anderen sogar ein Gästehaus, das sogenannte One Hotel.
Die Karten sind als fortlaufendes, sich über einen Zeitraum von mehr als eineinhalb Jahrzehnten entfaltendes Projekt zu verstehen, mit dem Boetti die über die Jahre eingetretenen Verschiebungen und Veränderungen der Hoheitsgebiete nachzeichnete und damit den stets vorläufigen und umstrittenen Charakter politischer Grenzziehungen greifbar machte. Zudem ließ der Künstler den ausführenden Stickerinnen gewisse Freiheiten. Immer wieder kam etwa andersfarbiges Garn zum Einsatz, wie es in Afghanistan, einem Land, das selbst mit schweren wirtschaftlichen und politischen Problemen zu kämpfen hatte, gerade zur Verfügung stand. La Mappa del Mondo ist eine Momentaufnahme, in die die politischen und auch ökonomischen Verhältnisse der jeweiligen Herstellungszeit buchstäblich eingenäht ist.