Dienstag bis Sonntag
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Kaum ein Künstler oder eine Künstlerin des 20. Jahrhunderts widersetzt sich so grundsätzlich der Einordnung in eine kunsthistorische Stilgeschichte wie Cy Twombly. Dies schon allein deshalb, weil der US-Amerikaner Twombly 1957 im Alter von 29 Jahren nach Rom übersiedelte und sich intensiv mit europäischer Geistesgeschichte auseinandersetzte. Vor dem Umzug lebte Twombly in New York und wurde dort entscheidend durch die Begegnung mit Robert Rauschenberg, Jasper Johns und dem Komponisten John Cage beeinflusst, drei Künstler, die sich mit dadaistischer Ironie gegen den existenziellen Ausdruck des Abstrakten Expressionismus wendeten. Wäre "Untitled" von 1968 nicht fast vier Quadratmeter groß, könnte man es für eine Zeichnung halten. Die Schlingen, die sich über die gesamte Leinwand ziehen, sind nicht wie auf einem kleinen Blatt aus dem Handgelenk gezogen, sondern von dem kreisenden Arm eines vorwärts schreitenden Körpers. Twombly „zeichnet“ mit Wachskreide in die noch nasse Grundierung, sodass der Strich in der Malschicht Furchen bildet. Die Kreidelinien haften direkt an der Leinwandtextur, was dem Bild sowohl Relief als auch haptische Struktur verleiht. Betrachtet man das Liniengeflecht aus einiger Entfernung, so schließt es sich zu einer wolkigen Figur, die in einem unbestimmten, rein optischen Farbraum zu schweben scheint.