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Aufgrund von Umbauarbeiten sind nicht alle Ausstellungsebenen zugänglich. Die genauen Informationen zu den laufenden Ausstellungen und Eintrittspreisen finden Sie hier.
Öffnungszeiten

Aktuell wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Wiedereröffnung am 6. Juni 2024, 19 Uhr.




Detail

Raven, Lucy
RP31
2012
Objektbeschreibung 35mm Film, Farbe, 4 min 48 s
Objektkategorie Medien-Video
Erwerbungsjahr 2014
Inventarnummer AV 238/0
Creditline mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
Rechteverweis Raven, Lucy
Weitere Informationen zur Person Raven, Lucy [GND]

Die Society of Motion Picture and Television Engineers (SMPTE) ist mit ihrem technischen Know-how nicht nur für Hollywood, sondern auch die ganze Fernsehindustrie unentbehrlich. Demgemäß lautet das Motto der Gesellschaft „Wir setzen den Standard für das bewegte Bild.“ Die SMPTE, schon vor fast 100 Jahren gegründet, entwickelt jene optischen Standardtests für die Bild- und Tontechnik, die weltweit in Film und Fernsehen eingesetzt werden. Diese umfassen nicht nur Testmuster zur Überprüfung der Bildqualität einer Projektion, sondern auch für die Brennweite, die Linsenöffnung, die Bildstabilität von Außenaufnahmen und für die Bildeinstellung. Lucy Ravens „RP31“ – „RP“ steht für „Recommended Practices“ (empfohlene Methoden) – ist ein Animationsfilm aus 31 Test- und Kalibrierungsbildern. Letztere stammen aus den vergangenen 70 Jahren und konnten von der Künstlerin nur durch ihre guten Verbindungen zu Filmstudios, Archiven und KinovorführerInnen in den ganzen USA, vorwiegend in Los Angeles, gesammelt werden. Als Konvolut betrachtet, ergeben diese Materialien ein Archiv veralteter Techniken, da ein Projektor den nächsten bekanntlich immer übertreffen muss. Indem diese technischen Standards gewährleisteten, dass die Filmbilder des amerikanischen Kinos überall auf der Erde gleich aussahen, ermöglichten sie erst dessen weltweite Verbreitung. Aus heutiger Sicht lassen sich an ihnen die jeweils wechselnden Zugänge zu Normierung und Wahrnehmung ablesen. „RP31“ zeigt die Testmuster nicht als statische Einzelbilder, wie sie ursprünglich gedacht waren. Stattdessen verdichtet die Animation Einzelkader aus 31 Filmrollen zu einem einmaligen optischen Erlebnis. Diese Komprimierung von Zeit ist nicht nur auf einer sensoriellen Ebene erfahrbar, sondern findet auch auf einer epistemologischen statt, indem die Muster, Raster, Tabellen als historisch kontingente Zeichen lesbar werden. Ravens Arbeit steht damit in der formalen Tradition des Experimentalfilms und ist sich gleichzeitig der Tatsache bewusst, dass die Materialität des Kinos per se eine Kritik der Filmindustrie enthält. Am deutlichsten sieht man dies vielleicht an den Schwierigkeiten und Hindernissen, mit denen die Massenverbreitung von Filmen konfrontiert ist. Raven analysiert das Kino auf der Ebene seiner materiellen Bedingungen. Damit bietet ihr Werk einen Index der unbeständigen sozialen und ökonomischen Wechselverhältnisse, auf denen die Filmindustrie beruht. Ravens Vortrag <k>On Location<k> thematisiert, wie Hollywood Bilder als Rohmaterial nach Südostasien exportiert, um sie dort behandeln, bearbeiten und rekombinieren zu lassen. Beginnend mit der erst unlängst erfolgten Umwandlung von Roland Emmerichs Katastrophenfilm „2012“<k> (2009) von 2-D in 3-D, untersucht Raven die sich stetig weiterentwickelnden Technologien und Infrastrukturen, die es ermöglichen, Landschaften, (Dreh-)Orte und stereoskopische 3-D-Räume zu konstruieren. In indischen und chinesischen Postproduktionsstudios werden Filme Einzelbild für Einzelbild nachbearbeitet und für neue Zielgruppen aufbereitet. Diese Expansion der Filmindustrie bedeutet möglicherweise das Ende von Hollywood als Zentrum des Mainstreamkinos. Ravens Vortrag „On Location“<k> ist – parallel zu ihrem formalistischen 35-mm-Film „RP31“ – eine Art diskursive Spurensuche, als deren Ergebnis die materiellen Modulationen zwischen den abstrahierenden Anforderungen technologischer Standardisierung und den Komplexitäten von Kino als gesellschaftlichem Vorstellungs- und Bildraum kenntlich werden.