Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
Das Werk „Nocturne“ ist eines der ersten gänzlich abstrakten Bilder, die der große tschechische Modernist František Kupka in den 1910er-Jahren schafft. Nach einer klassischen Ausbildung an der Prager und Wiener Kunstakademie geht der Maler um die Jahrhundertwende nach Frankreich. Zunächst noch einer vom Jugendstil beeinflussten, symbolistischen Kunst verhaftet, bewältigt er in dieser Periode den aufregenden Übergang vom Figurativen zum Abstrakten. Für Kupka ist, wie er sagt, das Kunstwerk eine abstrakte Realität, die verlangt, dass es aus erfundenen Elementen gebildet wird. So verweisen die vertikalen Bildelemente in „Nocturne“ nicht auf eine außerbildliche Realität, sind also nicht Repräsentation einer Wirklichkeit, vielmehr leben sie für und durch das faszinierende Spiel der Farben und einander überlappender Formen. Kupkas brillant kolorierte Gemälde, abstrakte Farbkreise, die nach Art musikalischer Fugen komponiert sind, spiegeln ein Netzwerk verschiedener Themen wieder: Spiritualität, kosmische Vorstellungen, Musik, die laut Kupka den Betrachter bezaubern oder bewegen, ohne die organische Farbe der natürlichen Phänomene zu stören. Obwohl sein Name häufig in Zusammenhang mit Kandinsky, Delaunay und Mondrian genannt wird, ist der wegweisende Beitrag Kupkas zur Kunst des 20. Jahrhunderts lange Zeit nicht ausreichend gewürdigt worden. Erst nach seinem Tod in Jahr 1957 wurde sein komplexes Werk in großen Retrospektiven einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.