Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
Für Daniel Spoerri stellte jede Form von Kunst eine „leçon d’optique“ – eine Lektion der Optik – dar. Denn künstlerische Eingriffe lenkten die Aufmerksamkeit auf Bereiche oder Situationen unseres täglichen Lebens, die wir unter normalen Umständen kaum beachteten. Auf besonders augenscheinliche Art und Weise manifestiert sich dieses Kunstverständnis in Spoerris Brillensammlung L’optique moderne, die er 1961 in Kopenhagen begonnen und 1962 erstmals ausgestellt hatte. Die an einem dreiteiligen Holzgestell montierten – mit Nägeln, Spiegeln, Lamellen und Nasenentlüftern versehenen – Augengläser und optischen Geräte wurden zum Teil von Künstlern wie Raymond Hains oder Meret Oppenheim zur Verfügung gestellt beziehungsweise eigens zu diesem Zweck geschaffen. Parallel zur Sammlung entstehen Fotografien, die Spoerri beim Tragen jeder einzelnen dieser Brillen zeigen. Versehen mit Kommentaren von Françoid Dufrêne wurden die Fotos 1963 schließlich in einer Fluxus-Publikation veröffentlicht. Die Texte von Dufrêne bedienen sich teils eines phonetischen, zu neuen Wortbildungen führenden Französisch und ergänzen die moderne Optik damit um ein erweitertes Verständnis von Sprache. Einer der Kommentare beschreibt den Beitrag des Poeten Emmett Williams, der dem Fluxus-Künstler Robert Filliou die Brille von der Nase gerissen, sie dann entzweigebrochen, zertreten und schlussendlich zu Pulver gemahlen in einen Umschlag verpackt und an Daniel Spoerri geschickt hat.