Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
05.12.2018
Sascha Reichstein
In diesem Programm werden Filme gegenübergestellt, die sich mit dem Motiv textiler Materialien vor der Kamera beschäftigen und auf die visuellen und filmischen Möglichkeiten verweisen, die der Kontext des Textilen darin eröffnet. Aspekte von Bewegung und Verschiebung, Formationen und Rhythmus, Ordnung und Archivierung sowie der Wiederholung von Gesten und Handlungen ziehen sich durch die ausgewählten Filme. Die Handhabung von Textilem wird auf unterschiedliche Art und Weise ins Bild gebracht. So werden in Johannes Schweigers Excavation (Goodbye to All That) handelsübliche Jeanskleider so behandelt wie sonst nur Textilien in Archiven. In Patterns of the Conquerors macht Sascha Reichstein ein Musterbuch mit zerschnittenen und ihrem ursprünglichen Kontext entrissenen Textilien filmisch zugänglich: Die Herkunft und kulturelle Zugehörigkeit von Mustern wird dabei infrage gestellt. Dóra Maurer setzt ein Textil als Maß- und Rastereinheit in Beziehung zu ihrem Körper und dem Filmformat; und Kenneth Anger thematisiert in Puce Moment das Verhältnis des Textilen zum Körper als eine Form der Aneignung. In Temps/Travail wiederum werden der filmische Rhythmus und die Zusammenhänge kultureller und sozialer Produktions- und Arbeitsvorgänge zum Thema. So ziehen sich einzelne Aspekte wie ein roter Faden durch das Programm und lassen Assoziationen zwischen den Filmen zu.
Sascha Reichstein, The Production of Tradition, 2009, 19-Kanal-Arbeit, jeweils 2 min (im weißen Raum)
Tartans of the Scottish Clans, 1906, 2 min
Sascha Reichstein, Patterns of the Conquerors, 2017, 21 min
Dóra Maurer, Timing, 1973/1980, 11 min
Johannes Schweiger, Excavation (Goodbye to All That), 2012, 15 min
Kenneth Anger, Puce Moment, 1949, 6 min
Johan van der Keuken, Temps/Travail, 2000, 11 min
Vorgestellt von Sascha Reichstein, anschließend Gespräch mit Carla Gabriela Engler
Sascha Reichstein lebt in Wien. Sie ist bildende Künstlerin, Filmemacherin und Dozentin. Ausstellungen/Festivals (Auswahl): CineMigrante, Buenos Aires (2018); 64. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen (2018); VIDEONALE.scope #6, Bonn (2018); WOW! WOVEN? ENTERING THE (SUB) TEXTILES, Halle für Kunst und Medien, Graz (2015); VIEWPOINTS ON FOLKLORE, Austrian Cultural Forum, London, (2013).
Carla Gabriela Engler lebt in Zürich. Sie ist Doktorandin am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich. In ihrem Dissertationsprojekt (Fabricated Standards: Ausstellungen textiler und filmischer Formatierungspraktiken im Rahmen des Forschungsprojekts Exhibiting Film. Challenges of Format) forscht sie zu zeitgenössischen künstlerischen Positionen, die sich innerhalb der medialen Konstellation von Film und Textilien mit Formatierungsprozessen im industriellen und postindustriellen Zeitalter sowie mit Praktiken der Standardisierung, Normierung und Skalierung im Kontext von Handelsbeziehungen auseinandersetzen.