Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
05.4.2017
Marcel Odenbach
In Kooperation mit der Kunsthalle Wien zeigt das mumok kino zwei neue Filmarbeiten des deutschen Künstlers Marcel Odenbach, dessen Personale Beweis zu nichts aktuell in der Kunsthalle Wien zu sehen ist. Die beiden Arbeiten Ein Bild vom Bild machen und Fishing is not done on Tuesdays knüpfen thematisch an die in der Ausstellung gezeigten Werke an und stehen für die intensive Auseinandersetzung des Künstlers mit der Vergangenheit und ihrer Erinnerung. Odenbachs Interesse gilt im Besonderen der deutschen Nachkriegsgeschichte und dem Nachhall des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart. Themen wie Vergangenheitsbewältigung, Genozid und die Folgen des Kolonialismus durchziehen seine filmische Arbeit. Aus dem europäischen Kontext hinaustretend widmet er sich unterschiedlichen Kulturen und politischen Konstellationen. Die eigene Biografie und jene anderer sind dabei wichtige Motive von Odenbachs Werk, das gleichermaßen ästhetisch wie politisch argumentiert.
Ein Bild vom Bild machen entstand anlässlich der Jubiläumsausstellung zum 40. Geburtstag des Ludwig Museums in Köln. Im Zentrum des Films steht der Schokoladenfabrikant und Kunstsammler Peter Ludwig. Aufnahmen der Villa der Ludwigs in Aachen sind überblendet mit dokumentarischem Filmmaterial über die Person des bekannten Kunstmäzens. Ansichten des Anwesens und der dort aufbewahrten Kunstgegenstände – etwa eines in der Garage befindlichen Porträts des Ehepaars Ludwig, das der Bildhauer Arno Breker, Lieblingsbildhauer der Nationalsozialisten, in den 1980er Jahren gefertigt hat – wechseln sich ab mit Ausschnitten aus Gesprächen mit Ludwig über seine kulturpolitischen Ambitionen und persönlichen Eigenschaften.
Der gemeinsam mit Lukas Marxt entstandene Film Fishing is not done on Tuesdays betrachtet einen Ort an der Küste Ghanas. Das perspektivische Zentrum markiert ein modernes Betonhaus, aus dessen Inneren heraus der Blick der Kamera auf die Umgebung gerichtet ist. Die Architektonik des Gebäudes, ihre Linien und Sichtachsen, strukturieren gleich einem visuellen Raster das Bild der umliegenden Landschaft und der sich dort abspielenden alltäglichen Arbeit der Fischer. Über Rhythmen des Ortes legt sich das Geräusch der Rotoren, der Sound von Musik und Meer. Dienstags wird nicht gefischt und sonntags tönt die christliche Botschaft über die Lautsprecher.
Marcel Odenbach, Ein Bild vom Bild machen, 2016, 15 min
Marcel Odenbach / Lukas Marxt, Fishing is not done on Tuesdays, 2017, 15 min
Anschließend Gespräch zwischen Marcel Odenbach und Vanessa Joan Müller
Marcel Odenbach lebt und arbeitet in Köln und Berlin. 1974–1979 Studium der Architektur, Kunstgeschichte und Semiotik an der Technischen Hochschule, Aachen; seit 1976 Arbeit mit Video in Performances, Installationen und Tapes; seit 1992 Professuren an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe und der Kunsthochschule für Medien, Köln; seit 2010 Professor an der Kunsthochschule Düsseldorf. Ausstellungen (Auswahl): Inside-Out, Tel Aviv Museum of Art (2016); Papierarbeiten 1975–2013, Kunstmuseum Bonn (2013/2014); Stille Bewegungen. Tranquil Motions (internationale Wanderausstellung organisiert vom Institut für Auslandsbeziehungen e. V. (ifa), Stuttgart), u.a. Centro de Exposiciones SUBTE, Montevideo, Uruguay (2014).
Vanessa Joan Müller, Dramaturgin Kunsthalle Wien, Kuratorin der Ausstellung Marcel Odenbach. Beweis zu nichts.