Samstag, 5. Oktober: Regulär geöffnet von 10 bis 18 Uhr, ORF Lange Nacht der Museen von 18 bis 24 Uhr (nur mit Lange Nacht der Museen Ticket).
02.11.2016
Libidinal Economies (1)
Denkt man an Wall-Street-Transaktionen und das ästhetische Getriebe der Kunstwelt – money und drive –, kommen zwei Ökonomien in den Sinn: eine regulierte und eine subversive. Tatsächlich ist der Kunstmarkt jedoch das libidinöse Substrat der Börsen und ihrer Finanzbewegungen. Dementsprechend strukturiert sich das Programm Libidinal Economies rund um vier weltweite Wirtschaftscrashs – 1971, 1987, 2008, 2010 – und zeigt Film- und Videoarbeiten, die als Reaktion auf diese kulturelle Bedingtheit entstanden sind. Klarerweise liegen diese Ansätze einer kritischen Widerständigkeit in jenen dualen Ökonomien, die bereits ein geschlossenes System bilden.
Einer Supernova ähnlich, bildet der Dow-Jones-Crash 1987 den Ereignishorizont für den ersten Teil des Programms. Als Spätfolge der riskanten Aufhebung der Goldbindung des Dollars 1971 stürzte am sogenannten Schwarzen Montag der Dow-Jones-Index traumatisch ab, Ausdruck einer auf purer Ermangelung basierenden Wirtschaft. Demgegenüber zelebrieren die gezeigten Filme Materialität – als analogen Film, historisches Dokument oder als menschlichen Körper. Unser Hintergrund: Wall Street, 1980er-Jahre. Ein realer Ort, wo Anleger reale Kugeln auf Makler schossen, die reales Geld verloren hatten mit Aktien, die reale produktive Werte indizierten.
Juli Carson, Einführung
Documentary Montage: 1971 / 1987
Michael Moshe Dahan, Vortrag: On Origins and Afterwardness
Hollis Frampton, (nostalgia), 1971, Ausschnitt
Walid Raad, The Dead Weight of a Quarrel Hangs, 1990, 17 min
Paul McCarthy mit Mike Kelley, Cultural Soup, 1987, 7 min
ACT UP, TARGET CITY HALL (Material von Jim Hubbard), 1989
Tom Kalin, Kissing Doesn’t Kill, 1990, 4 min
Juli Carson ist Professorin für Critical and Curatorial Studies sowie Leiterin der universitären Kunstgalerien an der University of California, Irvine. Veröffentlichungen: Exil des Imaginären: Politik, Ästhetik, Liebe / Exile of the Imaginary: Politics, Aesthetics, Love (Wien: Generali Foundation, 2007); The Limits of Representation: Psychoanalysis and Critical Aesthetics (Buenos Aires: Letra Viva Press, 2011); demnächst: The Conceptual Unconscious: A Poetics of Critique (PoLyPen).
Michael Moshe Dahan, Wissenschaftler und Künstler, beendet derzeit sein Doktoratsstudium in Performance Studies und Critical Theory an der UC Irvine. Forschungsfokus: die Überschneidungspunkte zwischen Psychoanalyse, politischer Ökonomie, postkolonialer Theorie und Kunstproduktion. Erst kürzlich wurde sein Experimentalfilm Two Points of Failure bei Festivals in Rotterdam, Edinburgh, Jihlava, Bukarest und Melbourne gezeigt, ebenso beim Tribeca Film Festival und im MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles.