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13.12.2017

Frank Wilderson

Frank Wilderson

 

Mit seinem fortlaufenden Projekt Reparations…Now fängt Frank Wilderson den Schrecken des unaussprechbaren Leids ein, das heutzutage auf den Schultern der Nachfahr_innen von Sklav_innen lastet. Auf der Tonspur der Dokumentation sind Interviewaussagen und direkte Statements von Schwarzen zu Themen rund um Sklaverei und ihre Auswirkungen im 20./21. Jahrhundert zu hören. Diese Interviews werden mit Standfotos und monologisierenden Passagen Wildersons gegengeschnitten: Ausschnitte aus seinen Memoiren Incognegro – ein Buch, das die psychischen und politischen Wunden einer Schwarzen Mittelklassefamilie dokumentiert, deren Vorfahr_innen auf der White Castle Plantation in Louisiana waren (heute eine „historische Sehenswürdigkeit“ – in Kombination mit einem Bed-and-Breakfast). Reparations…Now geht davon aus, dass die Sklaverei nicht 1865 endete. Auf poetische Art und Weise sagt dieser Film, dass der Zusammenhalt der Welt selbst im 21. Jahrhundert noch an der Notwendigkeit Schwarzer Versklavung hängt. Anthony Harveys Film Dutchman (1966) nach Amiri Barakas vielrezipiertem, gleichnamigem Theaterstück thematisiert das Ringen um die Bedeutung von Schwarzsein in einer Welt, die von den Nachwirkungen von Versklavung, Segregation und damit verbundener Gewalt geprägt ist. Vor dem Hintergrund andauernder Polizeigewalt, weltweiter erstarkender rassistischer Gewalt und der Arbeit von Gegenbewegungen wie Black Lives Matter lassen sich Verbindungen zwischen Dutchman und Kernpunkten afropessimistischer Theorieproduktion ziehen.

 

 

Programm

 

Anthony Harvey, Dutchman, 1966, 55 min
Frank Wilderson, Reparations…Now, 2005, 23 min

 

Vorgestellt von Janine Jembere und Belinda Kazeem-Kamiński, anschließend an das Programm Gespräch mit Frank Wilderson

 

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

 

Janine Jembere arbeitet in unterschiedlichen Konstellationen mit Performance, Film und Installation. Ihre Arbeiten fokussieren auf Sinne und Körper, vor allem im Hinblick auf Repräsentation/Übersetzbarkeit, Rasse und Geschlecht. Sie interessiert sich für die Resonanzen von verkörpertem Wissen, sinnliche Hierarchien und das Konzept von Dissonanz als Werkzeug, um Differenzen zu beschreiben und zu leben.

 

Belinda Kazeem-Kamiński verbindet in ihrer Arbeit Schwarze feministische Theorie mit visueller Praxis. Sie interessiert sich dabei für die Gegenwärtigkeit der Vergangenheit und Schwarze radikale Imagination. Im Rahmen ihres PhD-in-Practice an der Akademie der bildenden Künste Wien forscht sie zur Performativität von Schwarzsein in Verbindung zu österreichischer Kolonialität.

 

Frank B. Wilderson III ist Professor am Department of African American Studies, UC Irvine, sowie Direktor des Culture & Theory PhD Program. Publikationen: Incognegro: A Memoir of Exile and Apartheid oder Red, White, & Black: Cinema and the Structure of U.S. Antagonisms. Neben seiner aktivistischen und wissenschaftlichen Tätigkeit ist Wilderson auch Schriftsteller, er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten: National Endowment for the Arts Literature Fellowship, The Maya Angelou Award for Best Fiction Portraying the Black Experience in America, Zora Neale Hurston/Richard Wright Legacy Award, The Eisner Prize for Creative Achievement of the Highest Order, The Judith Stronach Award for Poetry sowie The American Book Award.