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Dienstag bis Sonntag

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13.10.2023

"Kunst als Vorwand" und Kunstmuseen als Kontaktzonen

"Kunst als Vorwand" und Kunstmuseen als Kontaktzonen

 

In seinem 1997 erschienenen gleichnamigen Aufsatz definiert der Ethnologe James Clifford Museen als Kontaktzonen. Er entwickelt diesen Begriff aus einer Begegnung zwischen einer Gruppe des indigenen Tlingitvolkes mit den aus ihrer Gemeinschaft geraubten Dingen, zu der die Kurator*innen des Portland Museum of Art eingeladen hatten – der Institution, in deren Sammlung die Dinge in Folge ihrer Entwendung bewahrt wurden. Verkörpert durch die Gruppe der Tlingit wird in dieser Begegnung eine alternative Objektkonstitution von Dingen erkennbar und die Hegemonialität des musealen Kontextes grundsätzlich in Frage gestellt.

 

„Während Cliffords Überlegungen für breite Teile der Museumswelt diskursprägend wurden, beharren Kunstmuseen in ihrer Ausstellungspraxis bis heute weitestgehend auf einer Objektkonstitution, die nur einen Status zulässt: im Kunstmuseum bleibt das Kunstwerk ein Kunstwerk. Weit entfernt von den Tlingit der amerikanischen Nordwestküste existierte im Burgenland Ende des letzten Jahrhunderts die Sekte von Otto Mühl. In einer Stammesgesellschaft postnationalsozialistisch-österreichischer Prägung wurde die Kunst zum Fetisch erhoben und in den Mittelpunkt eines geschlossenen Systems gestellt, das über knapp zwei Jahrzehnte existierte.“ (MATHILDA)

 

MATHILDA ist eine Gruppe ehemaliger Kinder, die in diesem System aufwuchsen und heute, entgegen der dominierenden Rezeption, auf den Produktionskontext und die Anwesenheit von Gewalt in der Kunst von Muehl aufmerksam machen. Für die Ausstellung ON STAGE – Kunst als Bühne wurde die Gruppe erstmals eingeladen, um eine Arbeit von Otto Muehl für das mumok zu kontextualisieren.

 

Podiumsdiskussion: Lea Susemichel (Chefredakteurin an.schläge) führt durch ein Gespräch zwischen der Philosophin Dr. Elisabeth Schäfer, Dr. Rainer Fuchs, Chefkurator am mumok, Zarah Gutsch und Andy Simanowitz, Vertreter:innen der Gruppe MATHILDA und Susanne Wernsing, freie Ausstellungskuratorin. Diskutiert wird über den Beitrag der Gruppe MATHILDA “Kunst als Vorwand” in der Ausstellung on stage - Kunst als Bühne, über die Funktion der Kunst in der „Mühl-Sekte“ und über aktuelle Konzepte von Kunstmuseen als Kontaktzonen. Elisabeth Schäfer ist Mitherausgeber*in der Publikation „Gewalt der Bilder — Bilder der Gewalt“, einem Sammelband, der Rekontextualisierungsstrategien und Entwicklungen einer kritischen Perspektive auf Kunst aus Gewaltkontexten versammelt.

 

In Vorbereitung auf die Diskussion um 19.30 Uhr zeigt das mumok beginnend um 17.30 Uhr den mehrfach ausgezeichneten Film Meine keine Familie über die Kommune Friedrichshof. Der Regisseur Paul-Julien Robert ist 1979 in der Kommune geboren und Gründungsmitglied der Gruppe MATHILDA. 

 

 

Freitag, 13. Oktober 2023
 

Filmvorführung: 17.30 Uhr
Podiumsdiskussion: 19.30 Uhr