Dienstag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
Ausstellung |
12. Mai 2016 bis 26. Februar 2017
Wir Wegbereiter
Pioniere der Nachkriegsmoderne
Mit der Sammlungspräsentation Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne richtet das mumok den Fokus auf zwei charismatische Persönlichkeiten des Kunst- und Kulturlebens nach 1945: Viktor Matejka und Werner Hofmann. Als wichtige Impulsgeber im Wien der Nachkriegszeit sind beide eng mit dem mumok verbunden. Hat Werner Hofmann den Grundstock der Sammlung angelegt, verdankt das mumok Viktor Matejka eines seiner Archive.
Als Gründungsdirektor des ehemaligen Museums des 20. Jahrhunderts, heute mumok, legte Werner Hofmann (1928–2013) den Basisbestand des Hauses an, der in der Ausstellung in seiner Gesamtheit als Schaudepot zu sehen ist. Hofmann war im Wien der Nachkriegszeit der konsequenteste Vertreter der Idee der Moderne und sah in den Avantgarden der 1910er- und 1920er-Jahre die künstlerische Essenz des Jahrhunderts. Seine seit 1960 aufgebaute Lehrsammlung beinhaltet die wesentlichsten Richtungen und Künstler_innen wie Expressionismus (Richard Gerstl, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka), Kubismus und Futurismus (Giacomo Balla, Henri Laurens) oder konstruktive Tendenzen und Bauhaus (László Moholy-Nagy, Piet Mondrian). Dada und Surrealismus sind mit Max Ernst oder René Magritte vertreten. Unter den Werken befinden sich einige der Inkunabeln der Moderne, so etwa Homme accroupi („Der Kauernde“, 1907) von André Derain oder Nocturne (1910–1911) von František Kupka. Neben seiner Sammlung der klassischen Moderne erwarb Hofmann zeitgenössische Werke internationaler Ausrichtung. Wenngleich sein Schwerpunkt auf Malerei und Skulptur lag, galt sein Interesse auch Film, Fotografie, Tanz und Musik. Neben der von Werner Hofmann angelegten Sammlung wird dessen Ausstellungstätigkeit sowie eine Auswahl der von ihm initiierten Veranstaltungen anhand von Dokumenten, Fotografien und Plakaten in der Ausstellung veranschaulicht.
Viktor Matejka (1901–1993) ist durch seine Sammeltätigkeit ebenfalls eng mit dem Haus verbunden. Als Abgeordneter der Kommunistischen Partei wurde Viktor Matejka von 1945 bis 1949 zu Österreichs erstem Stadtrat für Kultur und Volksbildung ernannt, spielte eine zentrale Rolle im kulturpolitischen Leben Wiens und blieb auch nach Beendigung seiner institutionellen Tätigkeit eine viel gefragte Autorität (vielen seiner Landsleute galt Matejka als das „Gewissen der Nation“). Besondere Bedeutung maß er der Aufarbeitung der NS-Zeit und der Rückkehr von vertriebenen Künstler_innen wie Oskar Kokoschka und Arnold Schönberg bei. Sein Geschichtsbewusstsein war eng mit Bildung und Archivierung verknüpft, förderte Matejka doch von jeher die Wiener Volkshochschulen und legte bereits vor dem Krieg getreu seiner Devise: „Es geht nichts verloren, wenn es gesammelt und gesichert wird“, sein erstes, heute nicht mehr erhaltenes Archiv an. Während seiner Internierung im KZ Dachau entstanden die legendären Pickbücher, die Matejka aus Zeitungsausschnitten anfertigte und an Mithäftlinge weitergab. Nach Kriegsende legte er abermals ein großes Medienarchiv an, das sich verschiedenen Themen aus Politik, Kultur und Zeitgeschichte widmete. Den archivalischen Bestand zur bildenden Kunst übergab Matejka Ende der 1970er-Jahre mit der Aufforderung, ihn laufend zu erweitern. Mit Schwerpunkt auf den 1960er-Jahren, besteht dieses Archiv aus Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitten sowie Ephemera. Eine Auswahl daraus ist in der Ausstellung gemeinsam mit Werken der wichtigsten künstlerischen Gruppierungen nach 1945 zu sehen. Beginnend mit den Akademielehrern der Nachkriegszeit, Herbert Boeckl, Albert Paris Gütersloh und Fritz Wotruba, werden die Abstrakten um die Galerie (nächst) St. Stephan, die Phantastischen Realisten, Maria Lassnig, Kiki Kogelnik, die Wiener Gruppe und die Wiener Aktionisten aus dem Bestand des mumok gezeigt.
Ausstellungsarchitektur: Eva Chytilek & Jakob Neulinger