
© Gerhard Richter 2021
© Gerhard Richter 2021
„Grau ist die willkommene und einzig mögliche Entsprechung zu Indifferenz, Aussageverweigerung, Meinungslosigkeit, Gestaltlosigkeit. Weil aber Grau genau wie Gestaltlosigkeit und so weiter nur als Idee wirklich sein kann, kann ich auch nur einen Farbton herstellen, der Grau meint, aber nicht ist,“ so antwortet der Maler Gerhard Richter in einem Interview, gefragt nach der Bedeutung der Farbe Grau.
In den 1960er Jahren wird Richter mit einer Serie fotorealistischer Malerei bekannt. Die Bilder sind in Grau gehalten und erwecken den Eindruck einer unscharfen Fotografie. Ende der 1960er Jahre wendet sich der Maler vom Gegenständlichen ab – der Farbe Grau bleibt er allerdings treu. Richter beginnt mit einer Serie an monochromen Grau-Bildern, die er bis Mitte der 1970er Jahre fortsetzt. Ist das Kolorit der Bilder zwar immer dasselbe, so unterscheiden sie sich durch den Farbauftrag: es gibt Bilder, die durch einen gerollten und dadurch sehr glatten Farbauftrag bestechen, andere wiederum – wie das gezeigte Bild „Grau Nr. 349/3“ – kennzeichnet eine gekörnte Malschicht. Durch die Gestaltung und die Beschränkung des Materials rückt die Materialität der Farbe in den Vordergrund: die haptische Oberfläche der Bilder lässt dieselben zum Objekt werden, das einer Landschaft gleicht. Wie Richter anmerkt: „Zwischen einer Landschaft und einem abstrakten Bild gibt es keinen Unterschied.“