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mumok APPetizer – Giacomo Balla

enjoy collects


Eine kleine Kostprobe aus unserer aktuellen Ausstellung Enjoy – die mumok Sammlung im Wandel.

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Giacomo Balla
Mercurio passa davanti al sole (Merkur zieht an der Sonne vorbei), 1914

Ein seltenes astronomisches Ereignis ist für Giacomo Balla der Ausgangspunkt, um sich mit der Darstellung von Bewegung und Effekten der Optik auseinander zu setzen. Am 7. November 1914 kam es zu dieser seltenen astrologischen Konstellation, die Giacomo Balla mit seinem Teleskop in Rom beobachtete. Der Planet Merkur zieht an der Sonne vorbei. Die Bewegung des kleinen Planeten Merkur vor die Sonne wird durch sich überschneidende Kreisformen dargestellt. In einer Spiralbewegung von prismenartigen Überschneidungen und Spiegelungen wird das Motiv zur Darstellung von Lichtreflexen und Spiegelungen im Auge des Künstlers. Vor der Sonne ist der winzige Planet Merkur im verwirrenden Spiel der Lichtbrechungen kaum zu erkennen.

Als Balla Ende 1914 die Serie mit dem Merkurtransit malte, herrschte in Europa Krieg. Die Gruppe der Futuristen in Italien, zu denen Balla gehörte, waren politische Agitatoren und Kriegshetzer. Sie drängten auf den Eintritt Italiens in den ersten Weltkrieg. Auch Balla war Gegner der Neutralität und propagierte einen pathetisch heroischen Patriotismus. Die Futuristen sahen den Krieg als Modell der modernen Welt, den sie instrumentalisieren und künstlerisch ausschlachten wollten. „Wir möchten dich also anregen, dich malerisch des Krieges anzunehmen. Suche malerisch den Krieg zu erleben und ihn in all seinen wunderbaren mechanischen Formen zu erleben", beauftragte etwa Filippo Marinetti den Künstler Gino Severini. Ballas Blick in den Himmel hat in den Manifesten der Futuristen auch einen Hintergrund, der durch den Krieg motiviert ist. So wird etwa das Weltall als Ziel der futuristischen Eroberungspolitik genannt. An anderer Stelle sehen sich die Futuristen als die „Herren des Lichts“, die aus den „Quellwassern der Sonne“ trinken. Eine männlich chauvinistische Sicht auf die Welt und die mit der Verherrlichung der Zerstörung einhergeht. „Wir wollen den Krieg verherrlichen – diese einzige Hygiene der Welt", schrieb Marinetti im ersten Futuristischen Manifest.