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mixed up with others before we even begin | Mariana Castillo Deball

mumok insider


Mariana Castillo Deball (geboren 1975 in Mexiko-Stadt, Mexico) beschreibt ihre Uncomfortable Objects als „Produkte der Begierde, der Forschung oder der Fantasie“: Gegenstände, die „uns zwingen, ihnen zu folgen und durch ihre Augen zu sehen, bis wir in ihren verschlungenen Netzen gefangen sind“. Castillo Deball widmet sich Objekten, anhand derer sie über so Unterschiedliches wie die vorspanische Geschichte Mexikos, mathematische und naturwissenschaftliche Modelle, den historischen Zusammenhang von Fossilien, Anthropologie und Kolonialismus oder Fabeln und Mythen nachdenkt. Sie befragt diese unbelebten Dinge – Uncomformtable Objects – darüber, was sie „über die Welt zu sagen [haben], die wir um sie
herum konstruiert haben“.

In der Ausstellung berichtet das Video El „dónde estoy“ va desapareciendo (2011) nicht nur über den sogenannten Codex Borgia, einen präkolumbianischen Leporello aus dem Mexiko des 16. Jahrhunderts, sondern auch aus dessen Sicht von seiner Geschichte. Es ist eine mehrsprachige Erzählung von Bücherverbrennungen, Besitzverhältnissen und der spanischen Inquisition, von Glaubensvorstellungen und seiner jetzigen Heimat, der Vatikanischen Bibliothek. Andere „Mischwesen“ in der Ausstellung sind die hängenden gelben, blauen und roten Skulpturen, die an Epiphyten erinnern, sogenannte Aufsitzerpflanzen, die auf unterschiedlichen Oberflächen wurzeln können und ihre Nährstoffe aus der Luft beziehen. Fotografien von einem längeren Aufenthalt in Brasilien hat Castillo Deball in Papiermaschee eingearbeitet, ein leichtes, aber robustes Material, das in Mexiko häufig zur Konstruktion von Theaterrequisiten, Kostümen oder Spielzeug verwendet wird.

Nicht nur in ihren eigenen Arbeiten fallen unterschiedliche Zeiträume, Orte, Materialien, Formen und Gedanken in eins und verbinden sich zu befremdlichen Gegenständen. Auch die sonst eher stillen und kleinformatigen Assemblagen von Louis Goodman – Hybride zwischen anthropomorpher Figur, Fantasiemaschinen, kultischen Objekten und wilden Materialanhäufungen – macht die Künstlerin in ihrer Installation zu „sprechenden“ Uncomfortable Objects.


Die Ausstellung mixed up with others before we even begin ist noch bis zum 10. April im mumok zu sehen.