
Ausstellungsansicht mixed up with others before we even begin
Photo: Oliver Ottenschläger © mumok
Ausstellungsansicht mixed up with others before we even begin
Photo: Oliver Ottenschläger © mumok
Ausstellungsansicht mixed up with others before we even begin
Photo: Oliver Ottenschläger © mumok
© mumok
Photo: Sophie Pölzl
Ausstellungsansicht mixed up with others before we even begin
Photo: Oliver Ottenschläger © mumok
Ausstellungsansicht mixed up with others before we even begin
Photo: Oliver Ottenschläger © mumok
Ausstellungsansicht mixed up with others before we even begin
Photo: Oliver Ottenschläger © mumok
Leilah Babirye (geboren 1985 in Kampala, Uganda) konfrontiert in ihren Skulpturen traditionelles Kunstschaffen aus Afrika mit der westlichen Moderne. Ihre Figuren aus Holz, Keramik oder Metall erweitert sie mit vorgefundenen Alltagsgegenständen wie Fahrradketten oder Verschlüssen von Getränkedosen. Die Arbeiten nehmen deutlich Anleihen an traditionellen afrikanischen Kultgegenständen, die durch die ausbeuterischen Machenschaften des europäischen Kolonialismus in organisierten Raubzügen in ethnografische Museen gekommen sind. Babirye bezieht in den Titeln ihrer Arbeiten das traditionelle Gesellschaftssystem von Buganda, einem Königreich auf dem Territorium des heutigen Uganda, mit ein. Die Mitglieder der hierarchisch organisierten Clans verstehen sich als von ihrer direkten Geburtsbeziehung unabhängige Geschwister. Sie sind nach Totems, häufig Tiere wie Antilopen, Leoparden, Gürteltiere oder auch Pflanzen, benannt. Die Künstlerin betitelt ihre Skulpturen nach dieser Tradition und fügt das Wort „kuchu“ (lugandisch für „queer“) hinzu – „ein Geheimwort, das am häufigsten von Menschen verwendet wird, die sich als solche identifizieren“. Als lesbische Künstlerin, die wegen ihrer sexuellen Orientierung Uganda verlassen musste, kreiert sie so ihre eigene „Gemeinschaft“ und bezieht sich dabei auf ein Umfeld, in dem gleichgeschlechtliche Beziehungen und nicht der Norm entsprechende sexuelle Orientierungen verboten sind. In diesem Sinn sind ihre Werke eine queere Intervention in das patrilineare Clansystem Bugandas.
Im mumok zeigt Leilah Babirye ihre Werke gemeinsam mit Skulpturen und Plastiken von Constantin Brâncuși, Pablo Picasso und Sophie Taeuber-Arp. Allerdings gibt sie auch diesen Köpfen, Büsten und Figuren aus der mumok Sammlung temporär neue Titel, und mit dem Zusatz „kuchu“ werden sie zu Mitstreiter*innen ihrer queeren Armee der Liebenden. All diese Werke der „klassischen“ Moderne sind Beleg für die koloniale Aneignung außereuropäischer Kunst: Mit dem Kubismus und Expressionismus wurden auch die Ausdrucksformen afrikanischer Bildwerke für den europäischen Kunstkanon vereinnahmt. Damit konfrontierte die globale Expansion der europäischen Moderne in den Kolonien die Menschen mit einer Formensprache, die ihnen fremd war und dennoch auf ihren Wurzeln fußte. Die Tradition war in Folge der Kolonialisierung nicht mehr vertraut, und die Moderne war als eine zerstörerische, entmenschlichende Gewalt von außen gekommen, wie etwa in den kolonial-rassistischen Bezügen in Constantin Brâncușis La Négresse blonde II. Indem Babirye ihre eigenen Werke mit den arrivierten Werken der europäischen Kunstgeschichte zu einer großen „Familie“ vereint, stellt sie die Frage nach einer gemeinsamen kulturellen Verortung und reflektiert mit ihren Skulpturen, wie eine afrikanische Moderne aussehen könnte, die „keine schlechte Kopie Europas“ werden will.
Die Ausstellung mixed up with others before we even begin ist noch bis zum 10. April im mumok zu sehen.