Heimo Zobernigs Video Nr. 19 (2001), aus dem hier ein Ausschnitt zu sehen ist, schließt an die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur in der Skulptur der österreichischen Nachkriegsmoderne an. Es entsteht, kurz nachdem Zobernig Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien wird und damit in die Fußstapfen von Vorgängern wie Fritz Wotruba und Joannis Avramidis tritt, deren skulpturales Werk zentral um das geometrisierende Erfassen des menschlichen Körpers kreist. In seiner Arbeit nimmt Zobernig explizit auf Avramidis Bezug, dessen lebenslanges künstlerisches Streben dem objektivierenden Abbilden der menschlichen Figur galt, für das er nach einer streng rationalen, mathematischen Formel suchte. Avramidis’ Prinzip aufgreifend, überzieht Zobernig seinen nackten Körper mit einem Raster aus blauen Klebebändern. Die Kamera streift in geringem Abstand am Körper entlang, der sich immer wieder in abstrakte Flächen aufzulösen scheint. Das im Chromakey-Verfahren nachträglich eingesetzte synthetische Blau verstärkt den Abstraktionseffekt, indem es die Bänder und den Hintergrund miteinander verschmelzen lässt.
Heimo Zobernigs Personale im mumok läuft noch bis 17. Oktober 2021 auf Ebene 2. Die Ausstellung Figur und Skulptur (kuratiert von Manuela Ammer) im Rahmen von Enjoy – Die mumok Sammlung im Wandel bespielt den zweiten Teil der Ausstellungsebene und befasst sich mit der Neuordnung des Körpers in der Plastik der österreichischen Nachkriegsmoderne. Die beiden Teile der Ebene 2 sind architektonisch durch Zobernigs Weißen Kubus (2002) verbunden. Für seine aktuelle Präsentation allerdings hat Zobernig eine Stellwand im Inneren des Weißen Kubus platziert, die die Passage (und den uneingeschränkten Durchblick) zwischen den beiden Seiten unterbindet.
Manuela Ammer, Ines Gebetsroither