
Tetsumi Kudo
Esclavage et conservation de l‘espèce humaine 1972
© Bildrecht, Wien 2022
Tetsumi Kudo
Esclavage et conservation de l‘espèce humaine 1972
© Bildrecht, Wien 2022
Eine kleine Kostprobe aus unserer Ausstellung Das Tier in Dir – Kreaturen in (und außerhalb) der mumok Sammlung.
Tetsumi Kudo
Esclavage et conservation de l‘espèce humaine
1972
Zwei klauenartige Hände, die eine violette Chrysantheme aus Plastik und ein Kruzifix halten, krallen sich an einen grünen Vogelkäfig. Wie Relikte einer vergangenen Zeit zieren die japanische Nationalblume und das christliche Symbol den Käfig, der üblicherweise domestizierte Natur im Wohnzimmer präsentiert. In Tetsumi Kudos Käfig allerdings gedeiht neues, fremdartiges Leben: Schleimige Mischwesen aus Penis und Schnecke fristen dort ihr bescheidenes Dasein und werden mittels Futternäpfen und Thermometer umsorgt. Kudos Arbeiten muten wie dystopische Requisiten aus dem japanischen Nachkriegskino an. In Monsterfilmen – von denen Godzilla sicher einer der bekanntesten ist – wurde dort die ökologische Katastrophe der Atomangriffe auf Hiroshima und Nagasaki verarbeitet. Kudo thematisiert die Hybris des westlichen Denkens sowie sein Fundament, die christliche Moral, und betrachtet das humanistische Menschenbild als Ursache für Sklaverei, Kolonialismus und Krieg. „Ich glaube, nichts symbolisiert den Verfall der menschlichen Würde besser als das vom Körper getrennte männliche Geschlechtsorgan“, kommentierte der Künstler seine Schneckenpenisse, die für die Kastration einer Menschheit stehen, die sich als Krone der Schöpfung wähnte. In Kudos Arbeiten hat sich die durch unkontrollierten Konsum und Technologien kontaminierte Natur gegen den Menschen gewendet. Um sein Überleben zu sichern, muss der menschliche Körper sich wandeln und Symbiosen eingehen. Im Chaos der Zerstörung imaginierte der Künstler den Keim einer „neuen Ökologie“, in der die Grenzen zwischen Mensch, Technologie und Natur durchlässig werden.