
Herman Prigann
Begegnung, 1978
Öl auf Leinwand / Oil on canvas
150 x 160 x 2 cm
mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben / acquired in 1982
© Bildrecht Wien, 2022
Herman Prigann
Begegnung, 1978
Öl auf Leinwand / Oil on canvas
150 x 160 x 2 cm
mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, erworben / acquired in 1982
© Bildrecht Wien, 2022
Eine kleine Kostprobe aus unserer Ausstellung Das Tier in Dir – Kreaturen in (und außerhalb) der mumok Sammlung.
Herman Prigann
Begegnung
1978
Herman Priganns künstlerisches Werk ist vielschichtig. Einerseits ging es dem deutschen Künstler, der in den 1980er-Jahren auch in Wien lebte, schon früh um ein ökologisch bewusstes Arbeiten in Installationen und raumgreifenden Landschaftsarbeiten, die das Verhältnis von Mensch, Natur und nachhaltigem Lebensraum reflektieren. Andererseits existiert ein malerisches Werk, in dem immer wieder beißende Gesellschaftskritik durchscheint. Tiere sind in seinem Œuvre eher die Ausnahme, der Mensch und seine gesellschaftlichen Verstrickungen stehen im Mittelpunkt. In diesem Bild aus dem Jahr 1979 sind zwar ausschließlich Tiere zu sehen, aber schnell bemerkt man, dass es vielleicht um mehr und auch anderes geht.
Eingezwängt in ein quadratisches Format, stehen sich zwei Hunde auf engstem Raum gegenüber. Sie sind in leuchtendem Rot gemalt – scheinen im wahrsten Sinne des Wortes rot vor Wut. Schaut man genauer, sieht man, dass es sich um einen Rüden und eine Hündin handelt. Ihre Körperhaltung vermittelt Anspannung und Aggression: Die Rücken sind gekrümmt, die Ruten hochgestellt. Beängstigend sind die Köpfe: ohne Augen, aber doch mit menschenähnlichen Zügen, die Gebisse ineinander verkeilt, Zahn steht auf Zahn. Die Tiere, straff an der Leine ihrer unsichtbaren Besitzer*innen gehalten, tragen einen Kampf aus, der nicht der ihre ist – so könnte man dieses Bild deuten: Ein Kampf der Geschlechter, der Systeme oder Ideologien, wir wissen es nicht. Fast scheinen sie wie eine Blaupause für menschliches Konfliktverhalten schlechthin, das oftmals kompromisslos und gewalttätig ist.