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Creative Learning im Museum

mumok insider


Ein Gespräch mit Benedikt Hochwartner, Kurator Kunstvermittlung kreatives Lernen


Maria Fillafer: Was sind Deine Aufgaben im Museum?

Benedikt Hochwartner: Ich bin Kurator für kreatives Lernen. Meine prioritäre Aufgabenstellung ist es, den interdisziplinären Kurskanon im Bereich kreatives Lernen weiterzuentwickeln, insbesondere im Hinblick auf digitale und analoge Semesterkurse. Vor allem geht es mir darum, die intensive Auseinandersetzung mit unseren Sammlungsbeständen im digitalen und analogen Raum zu fördern.

MF: Du bietest im mumok das sogenannte „Scratch Lab“ für Kinder an. Warum gibt es Programmierkurse im mumok?

BH: Weil wir uns in der Vermittlung nicht nur auf ausgetretenen Pfaden bewegen wollen und weil es buchstäblich keinen besseren Ort gibt, um die Verbindung zwischen Kunst, Wissenschaft und neuen Technologien individuell und kreativ erlebbar zu machen.

MF: Was hat Programmieren mit zeitgenössischer Kunst zu tun?

BH: Alles! Aber weniger überspitzt gesagt, befinden wir uns tatsächlich alle in konstanter Auseinandersetzung mit der Digitalität. Im positiven wie auch im negativen Sinne. Die Kunst als Spiegel der Zeit reflektiert diesen Diskurs ständig. Einerseits bestimmen analoge Ereignisse natürlich noch immer den Lauf unseres Alltags und unserer Geschichte, andererseits wird unser Blick darauf in nahezu jeder Hinsicht digital gefiltert, jede unserer Handlungen digital transformiert, und – ob wir es wollen oder nicht – digital literacy wird für unsere Kinder nicht mehr optional sein.

MF: Was lernen die Teilnehmer*innen abseits des Programmierens?

BH: Ein reflektierter Umgang mit dem ambivalenten digitalen Medium stellt eine große Herausforderung, aber auch Chance für uns dar. In sensationellem Maße sind wir mittels Programmieren in der Lage, andere Medien, verschiedene Künste, Sprache, Bewegung und natürliche Vorgänge zu produzieren oder zumindest zu simulieren. Die reiche mumok Sammlung ist immer unser Gedankenspielplatz, Experimentierlaboratorium und Anker in dieser Welt voller Möglichkeiten.

Wir bereiten aber unsere Teilnehmer*innen immer auch auf die Gefahren der Online-Umgebung vor und geben ihnen alle Hilfsmittel, um sowohl auf sich selbst als auch auf andere User Acht zu geben und sich und die eigenen Daten zu schützen.

MF: Was sind die Voraussetzungen für den Kurs?

BF: Interesse und Freude am kreativen Lernen. Abgesehen davon braucht niemand vorherige Programmier- oder Kunsterfahrung. Wir bieten derzeit hybride Kurse für Kinder ab 8 bis 14 Jahren an. Bald werden auch wieder unsere Studierendenkurse analog sowie digital starten.

MF: Wie startest Du mit Deinen Teilnehmer*innen in den Workshop?

BH: Wir beschäftigen uns in jeder Kurseinheit mit einem thematischen Schwerpunkt, in dessen Zentrum Künstler*in, Kunstwerk, kulturgeschichtliche Assoziationen, aber auch künstlerische Praxen mit programmiertechnischen Mitteln individuell rekonstruiert, umgebaut oder als Denkanstoß für neue Entwicklungen genommen werden.

MF: Was ist Dein Lieblingswerk in der mumok Sammlung?

BH: Ich habe zwei: La vedova blu (1968), die blaue Witwe von Pino Pascali, und Nocturne (1910–1911) von František Kupka. Die blaue Witwe war schon oft Ausgangspunkt für unsere thematischen Schwerpunkte, und unsere Teilnehmer*innen überraschen mich dennoch immer wieder mit neuen Sichtweisen und Ideen dazu. Nocturne ist ein Werk, in das ich mich selbst oft und gerne gedanklich zurückziehe, das ich aber bis jetzt noch nie in einem Format thematisiert habe. Wer weiß, vielleicht wird es im Rahmen unserer Themenkurse im Sommer oder im nächsten Semester einen prominenten Platz einnehmen.