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Art Book Day #4

mumok insider


„Ich bin ein Buch, kaufe mich jetzt“

Dieser Buchtitel von A. R. Penck hätte das Motto für den mumok Art Book Day 2020 werden können, der in diesen Tagen im mumok stattgefunden hätte. Leider musste die Künstlerbuchmesse heuer pandemiebedingt abgesagt werden. So haben wir uns dazu entschieden, Interviews mit vier Protagonist*innen der Wiener Künstlerbuchszene zu führen. Diese werden an vier aufeinanderfolgenden Donnerstagen in unserem Blog zu lesen sein. Auch wenn wir persönliche Begegnungen, Dialoge, Entdeckungen und vieles mehr dadurch nicht ersetzen können – wir hoffen, damit einen kleinen Einblick in die Bandbreite des Künstlerbuches und die Diversität von Methodik und Konzept geben zu können. Lassen Sie sich überraschen!


Blind Dates mit Joanne, Ingrid, Florian, Nicolas – und vielen anderen
Christoph Meier, Ute Müller und Nick Oberthaler, BLACK PAGES, im Interview mit Simone Moser

SM: Christoph Meier, Ute Müller, Nick Oberthaler, drei Namen, die nicht nur für BLACK PAGES stehen. Was hat Euch dazu bewogen, als Künstler*innen in die Fanzine-Branche einzusteigen? Wie seid Ihr auf den Namen gekommen?

BP: Ganz einfach das Wenig-Vorhandensein von nicht institutionellen, nicht kommerziellen Orten damals, welche einer jüngeren Kunstszene die Möglichkeit zur Repräsentation und Vernetzung gegeben hätten. Insofern das sehr einfache Prinzip und Format des Fanzines, welches ja auch für einen „Raum“ steht – wenn auch einen gedruckten – aber mit dem ungleich größeren Potenzial einer weitreichenden Distribution und Sichtbarkeit. Der Name leitet sich von der anachronistischen Idee eines Telefonbuches (Yellow Pages) ab. Wir wollten irgendwann alle editierten Hefte zu einem Buch bündeln, auf sehr dünnem Papier gedruckt, wie ein Telefonbuch eben. Übereinandergelegt würden die einzelnen Seiten dann wohl zu sowas Sinnbildlichem wie „Black Pages“ werden, schwarze Seiten … und dann kam da noch Frank Zappa ins Spiel, zu später Stunde, im Café Anzengruber …

SM: Euer Konzept basiert auf der Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen. Diese bekommen von Euch die „white card“ im „white cube“ und schlussendlich ein 20-seitiges Fanzine mit ihrem jeweiligen Vornamen als Titel. Wen ladet Ihr dazu ein, und gibt es auch ein Heft mit Euren Namen?

BP: Wir entscheiden immer gemeinsam auf Basis einer Diskussion, welche Künstler*innen wir einladen. Wir hatten diesbezüglich auch noch nie Schwierigkeiten, uns zu einigen. Uns selbst Ausgaben zu widmen, kam uns nie in den Sinn. Es gibt aber etwa schon eine CHRISTOPH Ausgabe: die des fantastischen Wiener Schriftstellers, Kunsttheoretikers und bildenden Künstlers Christoph Bruckner.

SM: Die Künstler*innen bekommen, wie gesagt, die „white card“. Was bekomme ich als Leser*in? Die Wundertüte? Die Katze im Sack (nicht bös’ gemeint)? Ich darf ja beim Kauf nicht in das verpackte Heft hineinschauen.

BP: Für nur 2 € bekommt man als Leser*in nicht nur bedrucktes Papier, sondern immer auch die niederschwellige Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit einer künstlerischen Praxis. Wem das zu teuer ist, der muss ja kein Heft kaufen. Um 2 € bekommt man ja auch ein Kilo Reis, ein kleines Soda Zitrone oder einen wirklich miesen Hammer inklusive entsprechender Langzeitwirkungen.

SM: Gibt es etwas, das Ihr bereut? Was Ihr nie wieder machen würdet?

BP: Nein.

SM: Was, würdet Ihr sagen, unterscheidet Euch von anderen Künstler*innen/Verleger*innen? Was macht Euch besonders?

BP: Wir beanspruchen keine Sonderstellung. Die Zusammenarbeit mit bis dato 95 Künstler*innen über die Dauer von zehn Jahren war eine ausschließlich bereichernde Erfahrung und in jedem Fall von der absoluten Großzügigkeit aller Beteiligten getragen.

www.blackpages.at