Eine kleine Kostprobe aus unserer Ausstellung Das Tier in Dir – Kreaturen in (und außerhalb) der mumok Sammlung.
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Nancy Graves
Miocene Skeleton from Agate Springs, Nebraska
1969/79
Zwischen 1965 und 1969 baute Nancy Graves unter Verwendung diverser Materialien insgesamt fünfundzwanzig lebensgroße und täuschend lebensnahe Abbilder von Kamelen, von denen heute noch fünf existieren. Graves wählte das Kamel aufgrund seiner Größe und Gestalt, seiner enigmatischen Anmutung und weil es in der westlichen Kunst bis dato kaum eine Rolle gespielt hat. Sie erforscht seinen Körperbau und seine Entwicklungsgeschichte, seine Lebens- und Verhaltensweisen sowie seine soziokulturelle Bedeutung und macht seine Form zum Ausgangspunkt für weitreichende Überlegungen zur „Anatomie“ zeitgenössischer Skulptur. So wird nach den „Repliken“, die von innen nach außen konstruiert sind, das „Innenleben“ des Kamels zum bildhauerischen Thema. Im Zuge ihrer Studien entdeckte Graves einen Bericht über das Urkamel, das vor Millionen von Jahren in Nordamerika lebte. Sie imaginierte dessen Wiedereinführung, als Antwort auf die wachsende Versteppung im Westen der USA. Im selben Jahr entstand ihre erste Skulptur unter Bezug auf Fossilienfunde, das lebensgroße Kamelskelett Miocene Skeleton from Agate Springs, Nebraska, das 1979 in einen Bronze-Direktabguss übersetzt wurde. Ab 1970 reiste Graves nach Marokko, um Kamele in natura zu studieren, und verarbeitete ihre Erkenntnisse in Filmen. Ihre künstlerische „Spurensuche“ lässt sich als eine Archäologie der Gegenwart beschreiben, insofern als sie die Konstruktion – und Fehlbarkeit – von Wissenschaft thematisiert, ihre Repräsentationstechniken und Narrative. Was an Graves’ Arbeiten „authentisch“ erscheint, ist stets Fabrikation.